In diesem Beitrag heute möchte ich Euch über das „Dehnen“ von Ohren bzw. näher des Ohrläppchens berichten. Wie Du richtig dehnst, was Du dafür benötigst und welche Dinge wichtig sind zu wissen, um es richtig anzugehen, erfährst Du hier.
Bevor ich aber zur Vorgehensweise des richtigen Dehnens komme, möchte ich noch einiges vorwegnehmen, denn was brauchst Du, um das Ohrläppchen überhaupt dehnen zu können?
Richtig!!! Ein Loch im Ohr.
Und da es hier darum geht, fange ich ganz von Vorne an.
Als allererstes brauchst Du erst einmal ein ganz normales Ohrloch, dieses Ohrloch wird von Fachleuten auch als „Lobe“ oder „Lobepiercing“ bezeichnet.
Damit Du es richtig verstehst, erkläre ich es im Weiteren Verlauf noch etwas genauer.

Das Lobe
Das sogenannte „Lobe-Piercing“ wird im Volksmund ganz einfach als Ohrloch bezeichnet, es ist mit Abstand eines der häufigsten Piercings, die man bei uns vorfindet.
Leider wird dieses Piercing auch oftmals schon viel zu früh bei kleinen Kindern gestochen.
Wenn Du also noch kein Lobe haben solltest, musst Du Dir für den Anfang dieses Piercing stechen lassen.
Für ein gutes und sauberes Piercing, solltest Du zu einem professionellen Piercer gehen, dort wird das Loch mit einer Nadel gestochen und gute, verantwortungsvolle Piercer legen auch sehr viel Wert darauf und benutzen keine Ohrlochpistole.
Achte darauf, dass dein Piercer, sterile Nadeln und Werkzeuge zum piercen verwendet.
Das stechen mit der Nadel ist schonender für das Gewebe und die Haut und die Abheilung dauert in der Regel nicht sehr lange, etwa 2-4 Wochen, dadurch, dass das Ohrläppchen gut durchblutet ist, ist dieses Piercing eines der unproblematischsten.
Im Gegensatz zu Ohrlochpistolen, die als sehr unsicher und unsauber eingestuft werden, obendrein noch das Gewebe und die Haut wesentlich mehr verletzen, als die Nadel, solltet ihr darauf bestehen, dass das Piercing gestochen und nicht geschossen wird.
In vielen Kosmetikstudios kommen diese Ohrlochpistolen leider auch heutzutage noch viel zu oft zum Einsatz.
Mag es zwar billiger sein, als beim Piercer, aber Du wirst Erstmal nicht so viel Freude daran haben, denn bei dem geschossenen Ohrloch, ist das Risiko einer Entzündung um ein vielfaches höher, auch kann es hier wesentlich öfter zu Vernarbungen im Gewebe kommen. Noch zumal tut das schießen mit der Ohrlochpistole wesentlich mehr weh, als das stechen mit der Nadel!!!! Kann ich Dir aus eigener Erfahrung nur berichten und bestätigen.
Lass lieber die Hände, in diesem Fall die „Ohren“ weg von Ohrlochpistolen.
Das Piercing wird überwiegend „klassisch“ - mittig im Ohrläppchen platziert, wobei es auch viele Menschen gibt, die mehrere Lobe-Piercings nebeneinander Tragen.
Dies kannst und solltest Du aber in einem persönlichen Gespräch mit deinem Piercer vor Ort besprechen.
Und jetzt zum eigentlichen Kernpunkt des Beitrages...
??Kannst Du alle Piercings dehnen??
Vorab und im Allgemeinen sei gesagt, dass Du so ziemlich jedes Piercing an Deinem Körper dehnen kannst.
Wobei Du beachten solltest, das Knorpelpiercings sehr schwer zu dehnen sind, weil sie dabei Wulstnarben bilden können, wenn sie zu schnell gedehnt werden.
Bei Oberflächenpiercings ist das Dehnen noch schwieriger und sehr problematisch, weil diese bedingt durch die Lage des Stichkanals unter der Oberfläche der Haut, sowieso schon sehr stark unter Spannung stehen.
Aber das Ohrloch, kannst Du dehnen, wenn Du einige Dinge dabei beachtest.
Es ist eines der meist gedehnten Piercings, die es gibt.
Aber, was bedeutet „Dehnen“ übehaupt
Als gedehnte oder auch geweitete Piercings werden solche bezeichnet, deren Stichkanal mit Absicht vergrößert wird oder wurde, um häufig beispielsweise Piercingschmuck mit geweitetem Durchmesser tragen zu können.
Dieser Vorgang wird auch als „Stretching“ bezeichnet.
Wie weit und wie schnell Du dein Piercing dehnen kannst, hängt von der Hautelastizität deines Ohrläppchens ab.
Weißt Du, wie die Größen angegeben werden
Schmuckgrößen werden in Gauge (G) oder Millimetern (mm) gemessen.
Gauge werden in geraden Zahlen angegeben und je höher die Zahl ist, umso kleiner ist das Piercing.
Zum Verständnis 8 Gauge ist die nächstgrößere Größe von 10 Gauge, 10G die nächstgrößere Größe von 8G und immer so weiter.
Nach 000G werden die meisten Piercings dann im Millimetern oder Zentimetern angegeben.
Eine kleine Übersicht
Gauge (G) | Millimeter (mm) |
---|---|
18G | 1,0mm |
16G | 1,2mm |
14G | 1,6mm |
12G | 2,0mm |
10G | 2,5mm |
8G | 3,2mm |
6G | 4,0mm |
4G | 5,0mm |
2G | 6,5mm |
0G | 8,0mm |
00G | 10,0mm |
000G | 12,0mm |
Wie dehnst Du nun richtig
Als erstes solltest Du darauf achten, dass Du saubere Hände hast!
Am besten wäscht Du Dir deine Hände mit antibakterieller Seife (wenn Du keine haben solltest geht auch normale Seife), bevor Du die Piercingstelle oder den Schmuck anfasst.
Des Weiteren solltest Du beachten, dass Du auch die richtige Größe des Piecercingschmucks zur Hand hast.
Dehne Dein Piercing in kleinstmöglichen Schritten, sozusagen immer auf die nächstgrößere Größe.
Wenn Du dies missachtest, wirst Du nicht lange Freude daran haben und es bald bereuen, denn so riskierst Du Narben im Gewebe und auch Entzündungen bleiben oft nicht aus.
Verwende zum Dehnen ein wasserbasierendes Gleitgel, aber keine Vaseline, Penaten, Bepanthen, Zinksalbe oder ähnliche Cremes, da diese das Piercing verstopfen können und es somit leichter für Bakterien ist, sich anzusiedeln.
Wenn Du dehnst, verwende keine Plugs oder Tunnel aus Acryl, Silikon oder anderen brüchigen Materialien, weil diese zu Irritationen und Entzündungen der Piercingstelle führen können.
Benutze sogenannte Taper ( Dehnungsstift ), Dehnsicheln oder Dehnschnecken zum Dehnen.
Wenn Du das Piercing mit Salzlösung spülst, kannst Du eventuellen Infektionen vorbeugen.
Noch ein paar Tipps
Wenn Du vor dem Dehnen eine heiße Dusche nimmst, kannst Du das Piercing dadurch etwas lockern, es macht die Haut elastischer.
Warte zwischen den Dehnungen etwa 1-3 Monate, bevor Du weiter machst.
Nachdem Du das Piercing 3 mm gedehnt hast, solltest Du eine Pause von etwa 3-5 Monaten machen.
Dies fördert nochmal zusätzlich, dass die Haut, bzw. das Gewebe sich erholen kann, richtig abheilt und die Haut nochmal etwas elastischer macht.
Je länger Du bis zum nächsten „Stretchen“ wartest, umso leichter machst Du es Dir, es geht einfacher.
Benutze bitte nur richtige Piercings und Dehnungsstifte zum dehnen, aber verwende niemals selbstgebastelte Schmuckstücke!!
Auch hier besteht die Gefahr, dass dein Piercing nicht richtig gedehnt wird und auch das Verletzungsrisiko ist hier höher.
Die besten Materialien sind zum einen chirurgischer Stahl und Titan, zum anderen kannst Du aber auch Schmuckstücke aus Glas oder Teflon, auch bekannt, als PTFE oder Bioflex, verwenden.
Trage Dehnungsstifte nicht als Schmuck, sie sind dafür gedacht, das Piercing, für eine kurze, gewisse Zeit zu dehnen. Ein paar Minuten am Tag reichen aus.
Wenn Du sanft und mit sauberen Händen etwas an dem Piercing herumspielst und es herumschiebst, wird es sich schneller lockern.
Welchen Schmuck solltest Du verwenden
Wenn Du dehnen möchtest kannst Du gerne Single Flares (Tunnel mit einem festen Rand und einer geraden Seite, die von einem O-Ring gehalten wird), gerade Plugs oder auch glatte Schmuckstücke tragen.
Vermeide unbedingt organischen Schmuck (z.B. Holz, Knochen, etc.) oder auch Acrylschmuck für mindestens einen Monat nach dem Stretchen.
Bei Silikonschmuck ist es nicht ganz sicher, ob dieser sich für ein frisch gedehntes Piercing eignet oder gut ist, aber damit Du auf der sicheren Seite bist, vermeide auch Silikon in dieser Zeit.
Benutze aber keine Double Flared Piercings ( Tunnel mit zwei festen Rändern) zum Dehnen.
Double Flares eignen sich nur für abgeheilte Piercings, die schon etwas lockerer sind, da diese Tunnel aufgrund ihrer technischen Gegebenheiten schon von vornherein eine Größe größer sind.
Stahl und Glas sind außerdem etwas schwerer, als Titan und organisches Material und können dabei helfen die Haut etwas schneller zu dehnen.
Welche Risiken das „Dehnen“ birgt
Wenn Du zu schnell dehnst, weil Du zu früh dehnst oder gar mehrere Größen überspringst, kann dies zu Rissen, irreparablen Schäden und am Ende auch zu Narbenbildung im Gewebe führen.
Narben und Risse im Gewebe machen ein zukünftiges Dehnen umso schwerer und sehen optisch außerdem unschön aus. Um Gewebenarben abzumildern massiere diese regelmäßig mit Öl.
Beginnt dein Piercing zu bluten oder tritt Lymphflüssigkeit aus, solltest Du die Größe deines Piercings verkleinern. Wähle den Piercingschmuck eine Größe kleiner.
In diesem Fall reinige deinen Schmuck gründlich in einer Salzlösung.
Eine Weitere Gefahr beim Dehnen sind die sogenannten Blowouts.
Was ist ein „Blowout“
Unter diesem Begriff versteht man den Zustand, dass die Haut am Ohrläppchen durch zu schnelles und zu starkes dehnen, z.B., wenn der Schmuck hindurch gezwungen wird, obwohl die Haut noch nicht bereit ist gedehnt zu werden, dass sich der Stichkanal nach Außen verschiebt.
Das heißt, das der gedehnte Teil des Ohrläppchens dadurch zu stark hinausgedrückt oder hinausgeschoben wird und die Haut dann hinter dem Ohrläppchen hängt..
Der Stichkanal ist quasi nach außen gestülpt.
Dies wirkt sich sowohl auf das Dehnen, als auch auf das Einsetzen des Schmucks aus.
Blowouts können ohne Behandlung unverändert bleiben und benötigen in solch einem Fall einen kleinen chirurgischen Eingriff, damit sie entfernt und behoben werden können.
Was Du selbst tun kannst
Solltest Du doch einen „Blowout“ erlitten haben, aus welchen Gründen auch immer, manchmal ist auch die Haut einfach nicht fürs Dehnen geeignet, gibt es doch einige Dinge, die Du selber dagegen tun kannst, bevor es zu einem chirurgischem Eingriff kommen muss.
Nimm dein Piercing raus und reinige es gründlich.
Als nächstes solltest Du die Größe deines Piercings verringern und die Piercingstelle regelmäßig mit Öl massieren.
Dabei solltest Du aber eisern bleiben und dies dreimal täglich tun, es wird sich lohnen und Du wirst ein gutes Ergebis damit erziehlen können.
Zum massieren, kannst Du verschiedene Produkte verwenden, z. B. Jojoba-, Teebaum-, Rizinus-, Vitamin- oder auch Kokosnussöl, eigentlich jede Art von Öl, achte aber darauf, dass die Öle rein sind und keine Zusatzstoffe wie z.B. Aromen enthalten, denn Aromen werden auf Basis von Pilzen hergestellt und diese wollen wir nicht in der Wunde bzw. im Stichkanal haben.
Nach dem Massieren führst Du das Piercing von hinten ein, damit der Stichkanal wieder an seinen richtigen Platzt rutscht. Es kann einige Zeit dauern, bis sich der Blowout wieder zurückgebildet hat, aber falls es Dir nicht gelingen sollte und Du keine Veränderung oder Besserung dadurch feststellen kannst, solltest Du wirklich einen Arzt aufsuchen!
Wie mach ich das jetzt mit der Salzlösung
Im Prinzip ist es relativ einfach eine Kochsalzlösung selbst herzustellen. Dazu braucht es nicht viel.
Einen Topf, eine Küchenwage, Wasser und Kochsalz.
Um eine 0,9%ige Kochsalzlösung herzustellen, fülle einen Topf mit einem Liter Wasser, darin löst Du 9g Kochsalz auf und lässt das Wasser aufkochen, danach lässt Du die Lösung abkühlen.
So kannst Du die Kochsalzlösung auch zum Spülen Deines Piercings verwenden, aber beachte, dass die Lösung nicht steril ist und Du sie jeden Tag neu herstellen musst und solltest, denn sonst entstehen wieder Bakterien, die wir nicht wollen.
Die Lösung sollte wie Tränen schmecken, denn zu viel Salz im Wasser kann auch wieder Schäden anrichten.
Um Dein Piercing mit dieser Lösung gründlich zu reinigen, legst Du Deinen Schmuck für ca. 5 – 10 Minuten in die heiße Lösung und lässt es darin einweichen.
Das „Dehnen“ sollte gut überlegt sein
Da das Dehnen permanent, also dauerhaft ist, solltest Du Dir die ganze Sache gut überlegen und Dir sicher sein, dass Du es wirklich willst.
Es ist zwar oft so, dass sich ein gedehntes Piercing auch wieder zurückbilden kann, aber dafür es gibt keine Garantie.
Dehne also nie über die Größe hinaus, bei der Du dauerhaft bleiben möchtest!
Normalerweise wird der Punkt, ab einer Größe von 6 mm, als der „ Point of no return“ - also der Punkt, an dem es kein zurück mehr gibt bezeichnet.
Bei manchen Menschen ist das schon ab einer kleineren Größe der Fall, bei Anderen erst nach einer Größe von 6 mm.
Noch ein kurzer Hinweis
Es ist keine gute Idee Dein Piercing mit Gewichten zu dehnen, weil dadurch nur Druck auf den unteren Teil des Ohrläppchens, bzw. des Piercings ausgeübt wird und Diesen ausdünnt.
Schwere Ohrringe sind nur für eine kurze Zeit zum Tragen gedacht, ein paar Stunden am Tag reichen schon aus.
Schwerere Materialien helfen dabei, Dein Piercing zu lockern, aber benutze bitte keine Extragewichte.
Und die Knorpel am Ohr
Wenn Du Knorpelpiercings dehnen möchtest, dann ist die hier beschriebene Methode allerdings nicht dafür geeignet. Wenn Du größere Knorpelpiercings haben möchtest, dann werden diese normalerweise schon in der gewünschten Größe gestochen bzw. gepuncht, aber das ist eine andere Geschichte.
Nochmal zusammengefasst
Im Großen und Ganzen brauchst Du genaugenommen vier Dinge zum Dehnen.
Als erstes brauchst Du natürlich Piercingschmuck, der eine Größe größer ist, as der den, Du gerade trägst.
Als Zweites benötigst Du den richtigen Dehnungsschmuck, also Taper / Dehnungsstifte.
Zum Dritten brauchst Du, wie beschrieben, ein auf wasserbasierendes Gleitgel, achte darauf, dass es keine Zusätze hat.
Und das allerwichtigste, was Du benötigst, um lange Freude am Dehnen und dem Tragen von Schmuck in Deinem gedehnten Piercing zu haben, ist Geduld!
Lass Dir Zeit und gib auch Deinem Piercing die Zeit, die es braucht, um gedehnt werden zu können!!!
Bildnachweis: Bild: Frau mit Ohr Tunnel © Janine Kofler - Facebook.com
Über den Autor: Constanze Buszkowiak (Facebook Profil Link)
Seit Jahren interessiert sich Constanze für Piercings und Tattoos und erlernt seitdem auch selbst die Kunst des Piercens. Es macht Ihr riesigen Spaß und ist mit Herz und Seele in Ihren Element dabei.
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Rudolf G., 26.11.18 17:22
Sehr guter Beitrag, genau so habe ich meine Ohren gedehnt. Inzwischen bin ich bei Tunnels von 22 mm und einem kleinen Tunnel von 6 mm angekommen. Ich trage meistens schwarze Metalltunnel mit einem Doppelrand. Täglich beim Duschen werden sie herausgenommen und gewaschen, die geweiteten Ohrlöcher werden dabei auch täglich gewaschen mit normalem Duschgel. Ich hatte noch nie irgendwelche Schwierigkeiten mit meinen grossen Ohrlöchern. Seit bald drei Jahren bin ich bei 22 mm angekommen und bereiten mir immer noch grosse Freude. Die gedehnten Ohrlöcher mit den Tunnels gehören zu meiner alltäglichen Erscheinung. Viel Spass beim Dehnen...Lea W., 30.07.18 22:06
Super geschrieben und sehr informativ! Hätte ich früher gebrauchen können :) An die Neulinge : haltet euch an die Worte oben.Mike M., 30.07.18 09:41
Ein sehr Informativer Beitrag. Ich plane in den nächsten Wochen meine Ohren zu dehnen :-)